Vorurteile Beispiele Menschen
Sprachbarrieren und Kulturunterschiede Integration und der Aufbau von Freundschaften ist im Anfangsstadium oft schwierig, da manche Kinder nur kurze Zeit bleiben, bevor die Familie wieder abgeschoben wird oder ein Umzug in eine andere Aufnahmestelle erfolgt. Und obgleich Kinder einer fremden Sprache mit großer Offenheit begegnen, ist und bleibt die Sprachbarriere eine enorme Herausforderung in der Kommunikation. Auch das emotionale Befinden der Flüchtlingskinder spielt eine große Rolle in der Grundschule. Erst im Laufe der Zeit kommen die Schicksale ans Tageslicht, die die Kinder belasten: Ein Mädchen hat auf der Flucht seine Mutter verloren und verweigert die Sprache. Ein kleiner Junge hat Trennungsängste, wenn der Vater sich von ihm am Schultor verabschiedet. So ist es verständlich, dass die Kinder Zeit brauchen, um in den Schulalltag zu finden. Viele von ihnen sind sehr lernwillig und neugierig. Hierzu gehören gut ausgebildete Kinder, die internationale Schulen besucht haben, bis hin zu Analphabeten, die nie eine Schule kennengelernt haben.
Vor allem die Kinder aus Syrien sind stark traumatisiert. Einige weinen tagelang und haben Schwierigkeiten sich auf den Unterricht zu konzentrieren. 2. Recherchieren, um den Kontext zu verstehen Als Lehrerin versuche ich zu verstehen aus welchen Verhältnissen die Kinder kommen. Manche leben in lauten Unterkünften, in denen sie nachts nicht mehr als drei Stunden schlafen können. Wer einmal in einer Flüchtlingsunterkunft gewesen ist, wird das Verhalten der Kinder besser verstehen. Ich hatte ein Coaching mit einem Kinderpsychiater, bei dem ich gelernt haben, nie selbst eine Konversation über die Erlebnisse der Kinder zu beginnen. Allerdings kann man traurige Themen im Klassenraum nicht immer vermeiden. Einmal haben meine Willkommensschüler vierblättrige Kleeblätter gefunden und wurden aufgefordert, sich etwas zu wünschen. Von den syrischen Kindern kamen Antworten wie 'Ich wünsche, mein Cousin wäre nicht gestorben' oder 'Ich wünsche, wir hätten unsere Oma mit nach Deutschland bringen können'.
Neue Vorgehensweisen Nach dem Registrieren der Flüchtlinge im Einwohnermeldeamt erfolgt die Zuteilung an eine Schule. Deutschlandweit gibt es unterschiedliche Modelle für das Verfahren. In oben erwähnter Schule bekam die Schulleiterin anfangs kaum Informationen. "Wir wussten nur, dass Flüchtlinge kommen werden, nicht wann oder wie. Das gesamte Kollegium hat die bestehende Schülerschaft auf die Aufnahme weiterer Kinder vorbereitet. Wir haben zum Beispiel darüber gesprochen, wie sich wohl ein neues Kind in der Fremde fühlt. Dass ein Kind keine Heimat mehr haben kann, berührte die Schüler besonders. " So werden die Neuankömmlinge mit offenem Herzen erwartet. Die ersten Aufnahmen erfolgten dann von einem Tag auf den anderen, neue Schüler standen morgens ohne Ankündigung vor der Tür. Lehrkräfte wussten gerade einmal einen Namen und ein Geburtsdatum. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer suchen die Flüchtlinge in ihren Unterkünften auf, um Elterngespräche zu führen; in der Anfangsphase ohne Sozialarbeiter oder Übersetzer.
Mehr als 80. 000 Flüchtlinge sind seit 2015 in Berlin angekommen. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft hat zur Bewältigung der Integration das System der Beschulung der Kinder und Jugendlichen in Willkommensklassen ausgebaut. In den inzwischen geschaffenen knapp 670 Willkommensklassen werden zurzeit ca. 7. 380 Kinder und Jugendliche unterrichtet. Joana Casimiro ist Lehrerin an der Anna-Lindh-Schule, einer Schule, an der es seit 2009 Willkommensklassen gibt. Gemeinsam mit freiwilligen Helfern wie Lehrern im Ruhestand, Referendaren, Wissenschaftlern und Übersetzern schafft sie eine sichere Umgebung für die 12 Kinder in ihrer Willkommensklasse. Joana hat mit Lydia Ciesluk vom British Council Germany über ihre Erfahrungen gesprochen und teilt ihre sechs Top-Tipps: 1. Den Kindern Zeit geben Lehrer von Flüchtlingskindern stehen unter dem enormen Druck, die Schüler auf ein spezifisches Sprachniveau zu bringen. Meine höchste Priorität ist es jedoch, für die Kinder ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich sicher fühlen und entspannen.
Ich halte es daher für sehr wichtig, dass diese Kinder möglichst einer wohnortnahen Schule zugeteilt werden und nicht zu lange in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen". Eine weitere Bedingung für eine erfolgreiche Beschulung von jungen Flüchtlingen ist für Dede die psychologische Betreuung. Dafür sind Lehrkräfte in der Regel nicht ausgebildet. "Wir brauchen an den Schulen viel mehr Sozialpädagogen. Unserer Klasse steht ein ausgebildeter Sonderpädagoge zur Verfügung. Er leitet den Kinderkiosk, ist donnerstags zwei Stunden in der Klasse und ist für den Schwerpunkt geistige Entwicklung zuständig. " Auch eine enge Kooperation der Lehrkräfte ist laut Dede förderlich: In einer wöchentlichen Teamsitzung tauschen sich die Kolleginnen und Kollegen aus Regelklassen und IVK über die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, gemeinsame Aktivitäten und die Übergänge in die Regelklassen aus. Die Schule an der Burgweide zeigt: Mit einem passgenauen, zielgruppenorientierten Konzept, mit einer Ausstattung, die den Herausforderungen von Segregation etwas gerechter wird und nicht zuletzt mit Lehrkräften wie Lütfi Dede kann Schule und kann Integration auch an segregierten Schulen gelingen.
Alle Planungen müssen zügig überholt werden, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden. Doch Fortschritt ist in Sicht: Die Kommunikation zwischen den Behörden wird besser, Beratungsangebote und Fortbildungen durch Schulämter nehmen zu, das Kultusministerium baut neue Lehrerstellen auf. Darüber hinaus muss in Zukunft manche Lehrkraft die Vorstellung eines "normalen" Unterrichts aufgeben und wesentlich mehr individualisieren, differenzieren und wachsen lassen, wie man auch in der Schule langsam einzusehen beginnt. Ein Paradigmenwechsel in der Lehrerausbildung ist daher von Nöten: An Universitäten sollten alle Studierende, ganz gleich welcher Schulform, den professionellen Umgang mit Heterogenität im Unterricht erlernen. Chance auf Wandel Den Leistungsdruck des Schulsystems spüren nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrerschaft. Das Bildungssystem setzt hohe Lernstandards von Lernstandserhebungen bis hin zur Schulinspektion. Der Spagat zwischen diesen Anforderungen und der Realität vor Ort erscheint nun vielen unüberwindbar.
Damit umzugehen ist nicht leicht. 3. Die Flüchtlingseltern einbeziehen und gegenseitigen Respekt aufbauen Ich glaube, dass wir uns mehr darum bemühen müssen, Eltern und Familien in die Schulgemeinschaft und unsere Gesellschaft zu integrieren. Als eine brasilianische Mutter, die in Deutschland lebt, verstehe ich, wie verwirrend ein neues kulturelles Umfeld sein kann. Woher soll man wissen, dass ein Kind 'Hausschuhe' mit in die Schule bringen muss – ein spezielles Paar Schuhe für drinnen? Ich weiß auch, wie das eigene Selbstbewusstsein und Sprachkenntnisse abnehmen, wenn man unter Stress steht, weil man sich mit komplexen Immigrationsprozessen und Behörden auseinandersetzen muss. Um die Eltern der jungen Kinder zu ermutigen, bieten wir Sprachkurse in unserer Schule an, bei denen Babysitter zur Verfügung stehen sowie Elterntreffen in der Cafeteria. Diese Angebote bieten die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Wir arbeiten auch daran, gegenseitigen Respekt zu schaffen und unsere verschiedenen Kulturen zu feiern.
BEF Alpha wird finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, das dem Kultusministerium von 2016 bis 2020 dafür rund drei Millionen Euro zur Verfügung stellt. Die erste Kursreihe von September 2016 bis Juli 2017 erreichte mit zwölf Projektstandorten rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zweite startete vorwiegend im März/April 2017 an 16 Projektstandorten mit etwa 250 Geflüchteten. Weiterführende Links Übersicht der Förderprogramme und Maßnahmen in Baden-Württemberg Ehrenamtliche Flüchtlingshilfe
In dem Projekt wird ein Produkt hergestellt, an dem die verschiedenen Berufsfelder erlebbar werden. Bei diesem Projekt können auch die Erkenntnisse aus 2P aufgegriffen und die Schülerinnen und Schüler somit bei der Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Orientierung unterstütz werden. KooBO-Z startete mit 81 Schülerprojekten im Schuljahr 2016/2017 in 11 Regionen. Zum Schuljahr 2017/2018 konnten auf Grund der großen Nachfrage, die Anzahl erhöht werden. Das Projekt wird durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung finanziert. Ein Bildungsträger ist für die Projektumsetzung mit 5 Unterrichtsstunden pro Woche verantwortlich. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite KooBO-Z. Für zugewanderte Jugendliche und junge Erwachsene, denen der Übergang in eine Regelklasse an beruflichen Schulen gelingt, können die beruflichen Schulen seit dem Schuljahr 2016/17 zusätzliche Sprachförderung anbieten. Dies ist ein wichtiger Beitrag dazu, dass es den jungen Zuwanderern gelingt, die berufliche Ausbildung oder den beruflichen Bildungsgang erfolgreich abzuschließen.