Vorurteile Beispiele Menschen
Im Frühjahr 2017 sang Anna Gabler die Chrysothemis am Aalto-Theater in Essen. Ihr Debüt in dieser Rolle hatte sie allerdings schon im November 2015 in Bologna. Als Salome war sie das erste Mal im Herbst 2016 in Klagenfurt zu hören. Diese Produktion wurde in Österreich zur Musiktheater-Produktion des Jahres 2017 gewählt. Im Herbst 2014 debütierte sie an der Oper in Helsinki mit den Orchesterliedern von Richard Strauss. In derselben Saison kehrte sie nach München als Gutrune und 3. Norn in der Götterdämmerung zurück. Eine weitere Serie folgte im Herbst 2015. Zudem verkörperte sie die Gutrune Ende der vergangenen Saison auch an der Oper Frankfurt. Im Sommer 2013 sang sie erstmals bei den Salzburger Festspielen die Eva in Die Meistersinger von Nürnberg in einer Neuproduktion unter der Leitung von Daniele Gatti. Im März 2013 gab sie ihr Rollendebüt als Senta in Der fliegende Holländer in Bologna. 2012 wurde sie als Gutrune an die Bayerische Staatsoper in München für eine Neuinszenierung der Götterdämmerung eingeladen.
Oper Köln - DIE GEZEICHNETEN von Franz Schreker - YouTube
Dabei hat er eine durchaus originelle und sinnfällige Lösung gefunden, den außergewöhnlichen Raum zu bespielen: das Publikum sitzt auf zwei gegenüberliegenden Tribünen auf beiden Seiten der Spielfläche, man geht also quasi durch das Bühnenbild zu seinem Platz und hat, zumindest in den unteren Reihen, das Gefühl, mitten auf der Bühne zu sitzen. So nah am Geschehen wie es nur geht, das sind fast schon Mitmach-Plätze. Da "naturbelassen" und unplugged gesungen und musiziert wird, muss man sich etwas in die Akustik einhören, das Orchester kommt von einer Seite (zwischen den Tribünen) und wenn ein Sänger herumgeht oder den Kopf dreht, ändert sich natürlich der Klang… und wenn ein ausgewachsener Heldentenor wie Stefan Vinke drei Meter vor einem steht und schmettert… Gänsehaut pur. Das ist zweifellos ein Pluspunkt von Kinmonth' Inszenierung. Der zweite ist die dichte, intensive und doch natürliche Personenführung; da steht niemand blöd in der Gegend rum, die Charaktere sind plastisch und glaubwürdig gezeichnet, es gibt weder Löcher noch Übertreibungen.
Anna Gabler wird im Herbst 2019 bei den Tiroler Festspielen in Erl Ausschnitte aus Capriccio von Richard Strauss und 4 Orchesterlieder von Joseph Marx singen. Außerdem debütiert sie im Frühjahr 2020 an der Opéra national de Paris in Rheingold. In der Saison 2018/19 sang sie die Agathe in Webers Freischütz an der Wiener Staatsoper und präsentierte sich hier auch als Chyrsothemis in Strauss' Elektra. Unter der Leitung von Simon Rattle sang sie in konzertanten Aufführungen der Walküre mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München. An der Oper Köln gab sie ihr Rollendebüt als Fidelio-Leonore. Die Saison 2017/18 stand ganz im Zeichen der Wiener Staatsoper, an der sich Anna Gabler im Rahmen ihres Residenzvertrages als Arabella (Titelpartie) und Capriccio-Gräfin vorstellte. Zuvor übernahm sie im Juli 2017 die Rolle der Carlotta Nardi in Die Gezeichneten (Franz Schreker) an der Oper Köln. Im Laufe des Saison kehrte sie für Walküre und Götterdämmerung an die Staatsoper München zurück.
Eine dionysische Sommernachtsorgie zwischen Softporno und höfischem Ballett auf einem Schrottplatz? Das ist zu viel des gut Gemeinten. Der Rest ist schlechter Krimi. Das offene Raumkonzept führt dazu, dass der Chor teilweise in mehreren weit voneinander entfernten Gruppen singt, und das geht notgedrungen auf Kosten von Homogenität und Präzision. Dirigent Markus Stenz nimmt das gute Gürzenich-Orchester zu moderaten Lautstärken zurück, dirigiert sängerfreundlich und eher auf die große Linie als auf Kontraste bedacht. Die Höhepunkte sind sorgsam vorbereitet und nie plakativ. In der Akustik des Palladiums vermischt sich Schrekers raffinierte und viel bewunderte Instrumentation im Tutti zu interessanten, aber nicht allzu transparenten Klangwolken. Hätte die Kölner Oper mit einem so ambitionierten Riesenprojekt vielleicht doch warten sollen, bis das Opernhaus saniert ist (und dann hoffentlich über eine exzellente Akustik verfügt)? Oder ist die Strategie des inzwischen gechassten Ex-Intendanten Eric-Uwe Laufenberg richtig, gerade mit solchen spektakulären Projekten die Sanierungsphase zu überbrücken?
Eine ziemlich krude Gemengelage unangenehmer Motive, und auch wenn Schreker diese nicht naiv übernimmt, ist das vielschichtige Geflecht nicht unbedingt geeignet, die Gezeichneten auf den Nachkriegs-Opernbühnen dauerhaft zu etablieren. Auf der anderen Seite steht die musikalisch Qualität, die das Werk zu einem der aufregendsten des frühen 20. Jahrhunderts macht. Zur Handlung: Alvianos künstliche Insel "Elysium" ist vom Genueser Renaissance-Adel längst in ein Liebesnest verwandelt worden, an dem Vergewaltigung und Mord keine Ausnahmen sind. Als Alviano davon erfährt, will er die Insel den Bürgern der Stadt übereignen, also quasi öffentlich machen – zum Unwillen des düpierten Adels. Gleichzeitig findet Alviano in der attraktiven, aber todkranken Künstlerin Carlotta sein Gegenstück, eine weitere durch physische Konstitution "Gezeichnete". Carlotta gesteht ihm ihre Liebe, die aber nur so weit reicht, dass sie mit Alvianos Porträt ihr künstlerisches Lebenswerk vollendet und sich anschließend dem schneidigen Tamare hingibt.
In eher schlechter Fernsehkrimi-Manier entsorgt Underdog Alviano zu den Klängen des grandiosen Vorspiels – das dadurch zur Filmmusik degradiert wird – die Leiche seines Rivalen Tamare im Kofferraum und tötet die bis dahin noch quicklebendige Carlotta. Die eigentliche Oper ist danach halb Darstellung der Vorgeschichte, halb Alvianos Traumwelt. Aber Polizisten, die den Tatort mit weiß-rotem Absperrband sichern, Rettungssanitäter, Schaulustige in Alltagskleidung – fehlen eigentlich nur noch die beliebten Kölner Tatort-Komissare Max Ballauf und Freddy Schenk - solcher Realismus geht nicht auf, wirkt gerade in seinem Bemühen um filmisch genaue Darstellungsweise reichlich albern und konstruiert. Sehr viel besser gelingen Kinmonth die kammerspielartigen Schlüsselszenen, nämlich die beiden Begegnungen Alvianos mit Carlotta und die tödliche Auseinandersetzung Alvianos mit Tamare. Dank der Spielfreude und der musikalischen Präsenz der Akteure baut sich hier die Spannung auf, die in anderen Szenen fehlt.