Vorurteile Beispiele Menschen
Darin war auch der Kanon des Neuen Testaments mit seinen vier Evangelien im Kern festgelegt worden. Außerhalb der neuen imperialen Glaubensordnung standen die Gnostiker. Unter dieser Sammelbezeichnung attackierten Theologen seit dem 2. Jahrhundert Glaubensbrüder, die eigene Wege der Offenbarung gingen. Gemein war diesen Anhängern der Gnosis, dass das wahre Wissen um die Erlösung von der irdischen Schuld nur durch geheime Erkenntnis (Gnosis) zu erreichen sei. Hinzu kam eine dualistische Weltsicht, die das Leben als ewigen Kampf zwischen Mächten der Finsternis und des Lichts interpretierte. Das sogenannte " Evangelium des Judas ", das 2006 für weltweites Interesse sorgte, ist eine der vielen heiligen Schriften gnostischer Gruppen. Abschrift eines griechischen Textes Der Fund von Frau Karen King ist in Koptisch, also einer späten Form des Altägyptischen, gehalten. Gerade in den Oasen am Rande der Sahara werden immer wieder gnostische Schriftfunde – zumal in koptischer Sprache – gemacht. Der aktuelle Text soll indes einem privaten Sammler gehören, der den Kontakt zu Karen King suchte.
Dass es wahrscheinlich mehr christliche Evangelien gegeben hat als die gut dreißig, die bislang bekannt sind. Und dass in vielen christlichen Gemeinden Frauen die Chance erhielten, aus überkommenen Rollenmustern auszubrechen. In der paganen Gesellschaft der Antike galten Frauen als minderwertig, als allemal in der Lage, Kinder zu gebären, aufzuziehen und dem Mann zu dienen. Auch die Glaubensordnung des persischen Religionsstifters Mani, die sich im dritten Jahrhundert anschickte, mit dem Christentum um die Seelen der Menschen zu konkurrieren (und dabei fast den Sieg davon getragen hätte), hielt wenig von Emanzipation, predigte gar, dass sexuelle Enthaltsamkeit der erste Schritt zu Erlösung sei. Gemeinden, die sich zur Gnosis hingezogen fühlten, sahen das offenbar anders. Allerdings gehörten auch sie nicht zu den Siegern der Weltgeschichte. Authentizität des Fragments ist nicht unumstritten Diese bahnbrechenden Erkenntnisse stehen jedoch auf einem sandigen Fundament. So behauptet Christian Askeland, amerikanischer Koptologe und Gastforscher an der Universität Münster, dass das Team um Karen King "einer unglaublichen Fälschung" aufgesessen seien.
E s klingt wie eine Erfindung von Dan Brown. Der amerikanischer Bestsellerautor hatte in seinem Weltbestseller "The Da Vinci Code" (dt. : "Sakrileg"; 2003) die populäre These verbreitet, Jesus habe Maria Magdalena geheiratet und mit ihr Kinder gezeugt, deren Linie sich bis in die Gegenwart erhalten habe. Am Dienstag stellte Karen King, Historikerin an der Harvard-University, auf einer Tagung in Rom ein Papyrus-Fragment vor, das diese Deutung untermauern könnte. Heißt es doch in dem Text: "Jesus sagte zu ihnen, 'meine Frau'…" Jesus befand Maria Magdalena als würdig ein Jünger zu sein Dabei soll es sich um keine Geringere als Maria Magdalena handeln. Die renommierte Religionswissenschaftlerin liest den 3, 8 mal 7, 6 Zentimeter großen Schnipsel als Dialog Jesu mit seinen Jüngern. Darin geht es um die Frage, ob Maria würdig sei, ein Jünger zu sein – was Jesus mit seiner Wendung bejaht. Ob sich daraus mehr entwickelte als eine religiöse Beziehung, wird damit nicht gesagt. In der Frage, ob Frauen in der katholischen Kirche das Priesteramt übernehmen können, dürfte der Fund indes für neuen Gesprächsstoff sorgen.